Vorsicht, Gefahr für deine Ohren! – Vermeidung von Feedbacks beim Gig

Ein schmerzhaftes, lautes Pfeifen. Danach Taubheitsgefühle im Ohr und dumpf klingende Geräusche. Und das alles kurz vor dem Konzert beim Soundcheck!

Kennst du als Musiker*in diese Situation? Falls nicht, hoffe ich sehr, dass das auch so bleibt. In jedem Fall bekommst du hier nützliche Infos und Tipps dazu, wie du ein solches Erlebnis in Zukunft verhindern oder zumindest unwahrscheinlicher machen kannst.

Was ich oben beschrieben habe, nennt man in Audio Engineer-Kreisen ein Feedback oder eine Rückkopplung. Ein Feedback entsteht folgendermaßen:

Ein Mikrofon nimmt zum Beispiel deine Stimme oder deine Gitarre auf. Auf der Bühne hast du einen Monitor stehen, der genau dieses Signal wieder abspielt, damit du dich auf der Bühne auch selbst gut hören kannst. Natürlich nimmt dein Mikrofon aber auch dieses Signal des Monitors wieder auf – und wiederum wird auch dieses Signal über den Monitor wiedergegeben. So entsteht sozusagen eine Schleife. Das ist an sich kein Problem. Das oben beschriebene Pfeifen entsteht nämlich erst, wenn das Signal, das vom Monitor am Mikrofon ankommt, dort lauter ankommt, als das Signal von der originalen Schallquelle – also z. B. von deinem Gesang oder deiner Gitarre. Wenn das eintritt, gibt es ein Feedback.

Feedbacks müssen nicht immer so schmerzhaft sein wie oben beschrieben. Und selbst wenn sie so stark sind, musst du dir grundsätzlich keine Sorgen machen. Dein Gehör wird sich von einem solchen einmaligen Vorfall wieder erholen. Dennoch solltest du dich Feedbacks in dieser Stärke nicht regelmäßig aussetzen – und angenehmer ist es in jedem Fall, wenn sie ausbleiben.

Was kannst du als Musiker*in nun tun, um Feedbacks zu vermeiden?

1. Lautstärke des Monitors:

Natürlich möchtest du dich auf der Bühne selbst gut hören können. DAs ist auch völlig richtig so. Dennoch solltest du versuchen, den Monitor wirklich nur so laut zu drehen, wie es nötig ist. Je leiser der Monitor, desto geringer die Feedback-Gefahr.

2. Gerichtete Mikrofone benutzen:

Mikrofone nehmen Schall aus verschiedenen Richtungen auf. Es gibt Mikrofone mit so genannter Kugel-Charakteristik, die von überall her um sich herum den Schall aufnehmen. Sie sind völlig ungerichtet. Im Live-Einsatz werden hingegen häufig so genannte Nieren oder Super-Nieren benutzt. Sie sind gerichteter. Je gerichteter ein Mikrofon, desto geringer die Feedback-Gefahr – wenn sie richtig eingesetzt werden. Warum erfährst du im folgenden Abschnitt.

3. Off-Access nutzen:

Wenn du ein gerichtetes Mikrofon benutzt, besitzt es auf jeden Fall eine Off-Access. So nennt man den Bereich um das Mikro herum, aus dem es keinen Schall aufnehmen kann. Bei vielen Live-Mikrofonen – nämlich bei denen mit Nieren-Charakteristik – ist eine Off-Access bei 180°. Das bedeutet, das Mikrofon empfängt aus Richtung der Verlängerung des Griffes keinen Schall. 

Bei Super-Nieren gibt es sogar zwei Off-Accesses: eine bei 110°-130° und eine bei 230°-250° (also ungefähr auf 2 Uhr und auf 10 Uhr von dir aus gesehen).

Mit diesem Wissen kannst du darauf achten, deine Monitor-Box genau so zu platzieren, dass sie in der Off-Access deines Mikros steht. Dann ist die Gefahr ausgeschlossen, dass das Signal des Monitors lauter beim Mikrofon ankommt als das der originalen Schallquelle. Zwar können Feedbacks auch durch Reflexionen entstehen, aber immerhin hast du auf diese Weise den Hauptgefahrenfaktor ausgeschlossen.

4. Die Monitore einpfeifen:

Das ist der Job des*der Tontechnikers*in, der*die beim Gig für den Ton verantwortlich ist. Das Einpfeifen funktioniert so:

Zuerst wird schon einmal ein grober Monitor-Mix angefertigt. Dann werden alle Lautsprecher leise gemacht außer deinem Monitor. Nun solltest du dir Ohrenstöpsel anziehen, denn als nächstes soll bewusst ein Feedback erzeugt werden. Dazu sprichst oder singst du in dein Mikrofon, dessen Signal über deinen Monitor wiedergegeben wird. Wenn das Feedback entsteht, dreht der*die Tontechniker*in den Monitor etwas leiser und senkt genau das Frequenzband ab, das das Feedback erzeugt. 

Dieses Vorgehen sollte mit möglichst allen Monitoren auf der Bühne durchgeführt werden. Beim Schlagzeug sollte außerdem die Bass-Drum angespielt werden, da hier ebenfalls häufig Feedbacks entstehen.

Wenn beim Soundcheck wenig Zeit ist, sollte ein*e gute*r Audio Engineer auch in der Lage sein, während des Konzerts auftretende Feedbacks schnell zu eliminieren. Du wirst aber vermutlich auch Situationen erleben, in denen nicht optimale Bedingungen gegeben sind. Deshalb ist es für dich als Musiker*in wichtig, auch selbst einige Tricks in petto zu haben, wie du mit Feedbacks umgehen kannst. Ich hoffe, dieser Beitrag hat dir dabei schon etwas weiter geholfen.

Wenn du als Kolleg*in Ergänzungen zu meinen Vorschlägen hast, würde ich mich wie immer sehr darüber freuen, wenn du sie in die Kommentare schreiben würdest! Und wenn du als Musiker*in Rückfragen hast, fühle dich bitte ebenfalls herzlich eingeladen, die Kommentar-Funktion zu nutzen.

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