Vielleicht kennst du das Gefühl: Es ist kurz vor dem Konzert. Du stehst auf der Bühne, alles ist verkabelt. Jetzt kommt der Soundcheck! „Einmal bitte das Instrument spielen“, ruft dir der*die Tontechniker*in zu. Du spielst ein Weilchen, etwas seltsam klingende Laute dringen aus den Lautsprechern – dann klingt es plötzlich top. „Und einmal singen, bitte!“ – Und das selbe Spiel beginnt.
Wenn es so läuft, ist das eigentlich gar nicht schlecht. Bei solchen Erlebnissen ist offenbar ein*e kompetente*r Tontechniker*in dabei, bei der*dem du dich gut aufgehoben fühlst und der*die am Ende einen tollen Klang austüftelt, sodass du dich deinem Publikum best möglich präsentieren kannst.
Doch zum einen ist das nicht immer so. Manchmal gibt es in einer kleineren Location zum Beispiel einfach keine*n Tontechniker*in und du musst selbst ans Mischpult. Zum anderen möchtest du vielleicht manchmal auch selbst etwas dazu sagen können, wie du gerne klingen würdest, findest aber nicht so recht die passenden Worte. Dann bist du bei diesem Artikel genau richtig!
Was passiert eigentlich bei einem Soundcheck? Nehmen wir eine eher einfache Situation für die Erklärung: Jemand steht mit Gitarre und Gesang alleine auf der Bühne.
Dann müssen in einem Soundcheck grob gesagt vier Dinge geregelt werden: Frequenzen, Kompression, Lautstärkeverhältnisse und eventuell Effekte. Da jedes dieser Themen sehr komplex ist, konzentrieren wir uns hier und heute auf das Erste: die Frequenzen.
Zunächst ist ein kurzer Exkurs in die Physik nötig. Aber keine Sorge, er wird sich doppelt bezahlt machen 😉 Und wenn du ihn hinter dich gebracht hast, gibt es praktische Beispiele zum Üben!
Wie du vermutlich weißt, ist Schall eine Welle. Wenn du zum Beispiel auf den Tisch haust, erzeugst du dadurch Vibrationen im Tisch. Der Tisch gibt die Vibrationen an die Luft weiter. Das heißt, er drückt manchmal sozusagen gegen die ihm angrenzenden Luftteilchen, manchmal zieht er sich ein Stück von ihnen zurück. Die Luftteilchen geben diese Bewegung weiter. Und das heißt sozusagen, der punktuelle Luftdruck pflanzt sich durch die Luft fort. Schallwellen sind also ein Prozess mehr oder weniger regelmäßig sich verändernden Luftdrucks.
Von Wellen kann man die Frequenz angeben. Das kann man sich so vorstellen: Nehmen wir an, du betrachtest nur einen einzigen Punkt der Luft und beobachtest dort, wie sich der Luftdruck während eines Schall-Ereignisses verändert. Du könntest zählen, wie oft pro Sekunde zum Beispiel der maximale Luftdruck erreicht wird, bevor er dann wieder absinkt – und dann wieder ansteigt, bis er wieder sein Maximum erreicht. Diese Anzahl pro Sekunde wäre die Frequenz. Man drückt sie in „Hertz“ (abgekürzt: „hz“) aus.
Bezogen auf Musik lässt sich nun sagen: je höher ein Ton klingt, desto höher ist seine Frequenz – also: desto öfter pro Sekunde könntest du dein Luftdruck-Maximum in dem von dir beobachteten Punkt zählen. Ein eingestrichenes A zum Beispiel (der so genannte „Kammerton“) hat eine Grundtonfrequenz von 440 hz.
In der Natur kommen nie Klänge vor, die wirklich nur aus einem Ton (also einer einzigen Frequenz) bestehen. Die Tonhöhe, die wir hören, ist der so genannte Grundton. Doch wenn ich den selben Grundton auf einem Klavier und auf einer Gitarre spiele, höre ich ja trotzdem, dass es sich um zwei verschiedene Instrumente handelt – die eben denselben Grundton spielen. Das liegt daran, dass zum Grundton in natürlichen Klängen viele weitere Obertöne (Frequenzen) dazu kommen, die wir aber zumeist nicht als einzelne Tonhöhen erkennen (außer zum Beispiel im Oberton-Gesang), sondern eben als Klangfarben oder Klangeigenschaften/-charakteristika.
So weit, so gut. Was hat das nun alles mit dem Soundcheck zu tun?
Das menschliche Ohr kann Frequenzen zwischen ca. 20 hz und 20.000 hz wahrnehmen (zumindest in jungen Jahren). Dieses Frequenzspektrum unterteilen wir nun in verschiedene Bereiche: die Bässe (oder die Tiefen), die Mitte(n) und die Höhe(n). Wie so oft in der Tontechnik gibt es keine einheitliche Definition, ab wann welcher Frequenzbereich beginnt. Ich persönlich schlage folgende, ungefähre Unterteilung vor:
– 20 hz bis 50 hz: Tief-Bässe
– 50 hz – 300 hz: Bässe
– 300 hz – 600 hz: Tiefmitten
– 600 hz – 1.800 hz: Mitten
– 1.800 hz bis 3600 hz: Hochmitten
– ab 3.600 hz: Höhen
Jetzt kommen wir der Sache näher: Deine Stimme oder dein Instrument bestehen aus ganz besonderen Gewichtungen dieser Frequenzbereiche. Und wenn man einen dieser Frequenzbereiche am Mischpult zu stark oder zu wenig betont, dann erzeugt das einen ganz besonderen Klang. Im Folgenden findest du Hörbeispiele, mit denen du üben kannst, die spezifischen Klänge der verschiedenen Frequenzbereiche zu erkennen. Ich schlage dir ein paar Adjektive und Substantive zur Beschreibung des besonderen Klanges vor – sowohl positive als auch negative. Du kannst mit ihnen üben, indem du zuerst versuchst, zu hören, ob du sie in deinem Empfinden bei den verschiedenen Frequenzbereichen wieder findest. Dann kannst du bei den Mitten und Höhen versuchen, die angebotenen Worte den Unterkategorien (Tiefmitten, Hochmitten, Tiefhöhen und Höhen) zuzuordnen:
– Bass-Frequenzen: warm, satt, stark, Fundament; dumpf, wummernd
– Mitten: kernig, präsent, durchsetzungsstark; Telefon, oingig, boxy/dosig, näselnd, aufdringlich
– Höhen: brilliant, strahlend, klar, luftig, hell; scharf, schneidend, dünn
Zum Schluss findest du hier noch ein Audio mit einer einigermaßen ausgewogenen Mischung (eher auf die Schnelle angefertigt, aber zum Vergleich wird es bestimmt genügen):
Auf einem Mischpult lassen sich einzelne Frequenzbereiche verstärken oder auch absenken. Das Ziel beim Soundcheck ist es nun, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Frequenzbereichen zu finden und möglichst die Vorzüge deiner Stimme oder deines Instruments zu betonen. Wenn du übst, die verschiedenen Frequenzbereiche zu erkennen, kannst du jetzt auch selbst Wünsche äußern. Vielleicht möchtest du, dass deine Stimme noch etwas wärmer klingt (mehr Bässe im Bereich deiner tiefsten Töne)? Oder du möchtest ein wenig brillianter klingen (näselnd: weniger Mitten)? Nach dem, was du heute gelesen hast, ist das bald kein bloßer Wunsch mehr für dich!
Viel Spaß bei den nächsten Soundchecks!